In einer Zeit, in der virtuelle Vorstellungsgespräche immer mehr zur Norm werden, entscheiden sich immer mehr Jobbewerber:innen dafür, vor der Kamera zu stehen, um ihre Jobchancen zu verbessern. Ist es an der Zeit, diesem Trend zu folgen?
Mit dem zunehmenden Aufschwung von virtuellen Rekrutierungen seit Beginn der Pandemie wenden sich immer mehr Bewerber:innen der Möglichkeit zu, Selbstpräsentationsvideos zu erstellen, um ihre Jobchancen zu verbessern. Eine globale Umfrage quer durch mehrere Branchen zeigte, dass 65 Prozent der Unternehmen neue Mitarbeiter einstellen, ohne sie jemals persönlich getroffen zu haben. Neben Videointerviews werden Videolebensläufe aufgrund stetig wachsender technischer Erneuerungen Teil des Bewerbungsprozesses.
LinkedIn führte Anfang 2021 die „Cover Story“-Funktion ein, die es Nutzer:innenn erlaubt, ein 30-sekündiges Vorstellungsvideo auf ihrem Profil zu teilen. TikTok startete im Juli 2021 in den USA ein Pilotprojekt, das es Nutzer:innenn ermöglichte, Videolebensläufe direkt an Unternehmen zu senden. Unabhängige Plattformen bieten mittlerweile Komplettlösungen für Aufnahme, Bearbeitung und Übermittlung von Videolebensläufen an.
Ein innovatives Mittel, um aus der Masse herauszustechen
Eine LinkedIn-Umfrage von März 2021 ergab, dass 79 Prozent der Personalreferenten:innenen Videos für wichtiger halten als zuvor, 61Prozent der Arbeitssuchenden sehen in ihnen sogar die Zukunft des Bewerbungsschreibens. Personalreferenten:innenen sehen in Videolebensläufen eine Chance, sich abzuheben und Persönlichkeit zu zeigen, besonders in wettbewerbsintensiven Bereichen.
Studien belegen die Wirksamkeit von Videolebensläufen: Eine kanadische Studie zeigte, dass zwei Drittel der Unternehmen spontan eingereichte Videolebensläufe ansehen, was die Rückrufquote um mehr als 10 Prozent steigert.
Ein voreingenommener Auswahlprozess?
Glossophobie, also die Angst vor dem Sprechen in der Öffentlichkeit, gibt vielen Menschen jedoch Sorge, vor der Kamera zu stehen. Kandidaten:innenen müssen mit der Unsicherheit umgehen sich vor einem abwesenden Publikum zu präsentieren, mit der endlosen Möglichkeit, die Aufnahme zu wiederholen und mit dem Druck, dass das Videoergebnis von großer Bedeutung ist. Vorurteile und/oder Diskriminierung im Auswahlprozess geben zusätzlich Bedenken. Es stellt sich daher die Frage, in welchen Branchen das Einreichen eines Videolebenslaufs wirklich notwendig ist.
Der neue Standard?
Trotz dieser Herausforderungen und der Tatsache, dass 2016 nur 3 Prozent der US-amerikanischen Unternehmen einen Videolebenslauf bevorzugten, ist mit einem Zuwachs dieser Bewerbungsform zu rechnen. Personalreferenten:innenen glauben aber nicht, dass Videolebensläufe den traditionellen Lebenslauf vollständig ersetzen werden. Das persönliche Vorstellungsgespräch bleibt zentral, und Videolebensläufe bieten eine ergänzende Möglichkeit, sich in einem kompetitiven Umfeld originell und souverän zu präsentieren.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Videolebensläufe eine fortschrittliche und immer beliebter werdende Methode sind, um im Bewerbungsprozess herauszustechen. Sie bieten signifikante Vorteile, bergen aber auch Herausforderungen und Risiken. Trotz der digitalen Entwicklung im Bewerbungsprozess werden traditionelle Elemente weiterhin eine Rolle spielen, während neue Formate wie der Videolebenslauf an Bedeutung gewinnen.